Berufliche Erstausbildungen und postsekundare Ausbildungen

Die einzelnen Ausbildungen wurden im Handbuch zwei Ausbildungsstufen zugeordnet, die der heute üblichen Bil­dungs­­stufen­systematik folgen – berufliche Erstausbildungen und postsekundare Ausbildungen:

Berufliche Erstausbildungen setzten den Besuch der allgemeinbildenden Schule voraus (bis in die 60er Jahre den Abschluss der 8., dann den der 10. Klasse). Häufig wurde auch der Besuch eines Vorseminars bzw. eines vordiakonischen Jahrs erwartet. Dabei handelte es sich um ein berufsorientierendes oder bereits berufsorientiertes Jahr oder eine meist zweijährige Vorbereitungszeit, die einen stark allgemeinbildenden Charakter trug, auf die Anforderungen einer christlichen Berufspraxis einstimmen und die Berufsentscheidung stabilisieren sollte.

Im Unterschied zu den beruflichen Erstausbildungen setzten die postsekundaren Ausbildungen eine solche Erstausbildung voraus. Die Etikettierung als „postsekundar“ war seinerzeit nicht üb­lich, sondern ist eine von uns vorgenommene nachträgliche Einordnung in die Bildungsstufensystematik. Sie markiert den Umstand, dass die darunter fallenden Ausbildungen nicht mehr der Sekundarstufe II, aber auch noch nicht der tertiären, also akademischen Bildungsstufe zuzuordnen sind. Die Institutionen des postsekundaren Bereichs werden in der Regel als Fachschulen bezeichnet. In der DDR tru­gen die kirchlichen Einrichtungen aus z.T. historischen, z.T. politischen Gründen aber meist andere Namen, häufig „Seminar“.

Insgesamt wurden an 103 Einrichtungen für 37 Berufe 206 Ausbildungen angeboten und durchgeführt (wobei nicht jede Ausbildung über den gesamten Zeitraum 1945–1989 angeboten wurde). Da einige der Einrichtungen im Laufe der Zeit geschlossen worden oder mit anderen fusioniert worden waren, bestanden 1989   81 Einrichtungen für berufliche Ausbildungen. Eine quantitative Auszählung er­gibt, dass es die mit Abstand meisten Ausbildungs­möglichkeiten im Pflegebereich ge­geben hat (46 % der insgesamt 206 Ausbildungen). Es folgten Berufe für Gemeindetätigkeiten (23 %). Nahezu gleichauf lag die Kinder- und Jugend­arbeit (21 %, wobei ein Teil der dazu gehörenden Berufe gleichfalls Gemeindetätigkeiten waren). Schließlich gab es auch eine relevante An­zahl an Ausbildungen für den Verwaltungs- und Versorgungsbereich (10 %).