(Quasi-)Akademische Ausbildungen und Forschung

Rein­hard Henkys merkte an, dass die DDR wohl das osteuropäische Land mit der größten Zahl wissenschaftlich-theologischer Lehr- und Forschungseinrichtungen gewesen sei. Theologische Fakultäten z.B. gab es in den anderen so­zi­a­listischen Ländern nicht. Dort waren sie Anfang der fünfziger Jahre aus den Uni­­versitäten ausgegliedert und in kirchliche Akademien umgewandelt worden, oder sie existierten als Einrichtungen des Staates außer­halb der Universitäten, wie in der ČSSR, weiter. In der DDR bestand die Institutionenlandschaft konfessionell gebundener akademischer Bildung und Forschung im Kern aus 57 Ein­rich­­tungen.

Die wenig­s­ten der Einrichtungen verfügten über eine offizielle, d.h. staatliche Anerken­nung als akademische Institution. Faktisch traf dies nur für diejenigen zu, die Teil einer staatlichen Hochschule waren: die Theologischen Fakultäten, seit 1970/71 Sektionen Theologie, und die verbliebenen kirchenmusikalischen Ausbildungen an Musikhochschulen, die allerdings institutionell bis zur Nichterkenn­­barkeit herabgestuft waren. Die sonstigen Einrichtungen waren nur ‚quasi-akademisch‘: Sie lehrten und/oder forschten auf akademischem Niveau, ohne über die formalen Insignien zu verfügen, die das auch nach außen hin kenntlich gemacht hätten.

Manche der Institutionen – etwa die Predigerseminare – verstanden sich selbst als Fachschulen. Dies gibt allerdings nicht angemessen das Ni­veau der Ausbildungen wider. Es ist wohl eher dem Um­stand geschuldet, dass auch das staatliche Bildungswesen der DDR oberhalb der Berufsausbildungen in (tertiäre) Hochschulen und (post­sekundare) Fachschulen gegliedert war. Anders als einige westeuropäische Hochschulsysteme seit Ende der 60er Jahre kannte es die Trennung des tertiären Sektors in universitäre Hochschulen und Fachhoch­schulen nicht. In der Sache aber entsprach das Ausbildungsniveau auch an den Predigerseminaren, die Ausbildungen von Predigern bzw. Pfarrern verantworteten, oder an kirchlichen Musikschulen (B-Ausbildung) dem von Fachhoch­schulen. Damit sind diese Einrichtungen dem tertiären Bildungssektor zu­zu­ordnen, auch wenn das Abitur z.T. keine Zugangsvoraussetzung war – was zum einen den politischen Ver­hältnissen in DDR geschuldet war, zum anderen durch Berufserfahrung zu­sammen mit einer Eignungs­prüfung substituiert werden konnte. In der Sache aber entsprach das Ausbildungsniveau auch an den Predigerseminaren, die Ausbildungen von Predigern bzw. Pfarrern verantworteten, oder an kirchlichen Musikschulen (B-Ausbildung) dem von Fachhoch­schulen. Damit sind diese Einrichtungen dem tertiären Bildungssektor zu­zu­ordnen, auch wenn das Abitur z.T. keine Zugangsvoraussetzung war – was zum einen den politischen Ver­hältnissen in DDR geschuldet war, zum anderen durch Berufserfahrung zu­sammen mit einer Eignungs­prüfung substituiert werden konnte.

Neben den Ausbildungseinrichtungen gab es auch einige wissen­­schaftlich tätige In­s­ti­tu­tionen ohne Ausbildungsfunktionen, zahlreiche wissenschaftliche Ar­beitsgemein­schaf­­ten sowie ‚Thinktanks‘ im Übergangsbereich zwischen Wis­­­­senschaft und (Kir­chen-)Po­litik, schließlich eine wissenschaftlich-theologische Informationsinfrastruktur.